Kryptorchismus beim Hund

Unter Kryptorchismus versteht man das Nichtabsteigen eines oder beider Hoden in den Hodensack.

Unterschieden wird zwischen inguinalem Kryptorchismus (Hoden befindet sich in der Leistengegend) und abdominalem Kryptorchismus (der/die Hoden befinden sich in der Bauchhöhle).

Die Hodenanlage befindet sich beim Embryo in der Bauchhöhle, und zwar in der Nähe der Nieren. Bereits während der Trächtigkeit beginnt im Embryo der Abstieg der Hoden in Richtung ihrer zukünftigen Lage im Hodensack. Bei der Geburt liegen die Hoden der Welpen im Leistenkanal. Nach wenigen Wochen schon sollten sie sich im Hodensack befinden. Da sich der Leistenkanal im Laufe des Wachstums verengt, wird er für die Hoden, die nicht rechtzeitig abgestiegen sind, unpassierbar.

Ursachen

Verschiedene Ursachen können zu dieser Erkrankung führen. In den meisten Fällen liegt eine genetische Belastung vor. Seltener sind Hormongaben oder der Einfluss von Umweltgiften während der Trächtigkeit die Ursache. Aufgrund der Erblichkeit dieser Erkrankung ist von einem Zuchteinsatz betroffener Tiere strikt abzuraten.

Häufigkeit

Die Häufigkeit des Auftretens von Kryptorchismus beim Rüden liegt zwischen 1-7 %. Es besteht eine große Variabilität zwischen verschiedenen Rassen und Zuchtlinien.

Diagnose

Mit 8 - 12 Wochen sollten sich beim gesunden Rüden beide Hoden im Hodensack befinden. Ist dies nicht der Fall, wird das Fehlen eines oder beider Hoden oft bereits vom Züchter oder Besitzer festgestellt. In anderen Fällen wird es im Zuge der Untersuchung bei der Welpenimpfung diagnostiziert. Mittels Ultraschalluntersuchung sollte kontrolliert werden, wo genau sich der bzw. die fehlenden Hoden befinden.

Gesundheitliche Folgen des Kryptorchismus

Bei nicht korrekt abgestiegenen Hoden besteht ein bis zu 13-fach erhöhtes Risiko der tumorösen Entartung. Ein Hauptfaktor ist hierbei die höhere Temperatur im Körperinneren. Eine weitere mögliche, wenn auch seltene Folge des abdominalen Kryptorchismus, stellt die Hodentorsion (Hodendrehung) dar. Dazu kommt es, wenn sich der Hoden im Bauchraum um sich selbst dreht. Dies kann zwar auch bei gesunden Hoden im Hodensack passieren, jedoch kann durch die Lage im Bauchraum eine lebensbedrohliche Situation entstehen, wenn Teile des Darms mitbetroffen sind.

Therapie

Die am häufigsten gewählte Therapieform ist die Kastration. Korrekt abgestiegene Hoden können in der selben Operation entfernt oder aber belassen werden. Da Kryptorchismus eine erbliche Erkrankung ist, wird allerdings empfohlen den im Hodensack befindlichen Hoden ebenfalls zu entfernen, beziehungsweise den Samenleiter zu durchtrennen, um eine Fortpflanzung sicher auszuschließen.

Die Entfernung des kryptorchiden Hodens muss nicht umgehend im Welpenalter durchgeführt werden, sollte aber in den ersten drei Lebensjahren erfolgen, um einer möglichen Entartung zuvorzukommen.

Medikamentelle Therapieversuche den Hodenabstieg mit verschiedenen Hormonpräparaten zu bewirken sind umstritten und machen, wenn überhaupt, nur im sehr jungen Alter (bis 16 Wochen) und bei inguinalen Kryptorchiden Sinn. Die Erfolgschancen sind allgemein als gering einzustufen.

Kastration

Inguinaler Kryptorchismus
(Hoden in der Leistengegend)

Der Rüde erhält eine Vollnarkose. Anschließend wird der OP-Bereich geschoren, gewaschen und desinfiziert. Der Schnitt erfolgt über der Stelle an der der Hoden liegt. Der Hoden wird mobilisiert, und zum Wundspalt vorgeschoben. Dann werden die Blutgefäße und der Samenstrang abgebunden und der Hoden abgesetzt. Anschließend wird die Wunde mit Nähten verschlossen.

Abdominaler Kryptorchismus
(Hoden in der Bauchhöhle)

Kann der Hoden nicht vor der Operation in der Leistengegend getastet oder mittels Ultraschall lokalisiert werden, wird die Bauchhöhle eröffnet. Im Idealfall wurde die Lage des Hodens im Bauchraum zuvor durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt. Dies ist allerdings nicht in jedem Fall möglich.

Der Rüde erhält eine Vollnarkose. Anschließend wird der OP-Bereich geschoren, gewaschen und desinfiziert. Die Bauchhöhle wird in der Mittellinie bzw. neben der Vorhaut eröffnet. Anschließend wird der Hoden gesucht. Um ihn zu entfernen, werden wie bei einer herkömmlichen Kastration die Blutgefäße und der Samenstrang abgebunden. Im Anschluss wird die Bauchhöhle verschlossen.

Alternativ zum Bauchschnitt kann die Kastration eines Kryptorchiden auch mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen.

Nach der Operation kann der Patient in der Regel am selben Tag nach Hause entlassen werden. Ruhighaltung bis zur Nahtentfernung und das Tragen eines Halskragens, um Schlecken an der Wunde zu verhindern, sind nötige Maßnahmen, die für eine problemlose Abheilung wichtig sind. Nach 10 - 14 Tagen werden die Nähte entfernt.

Prognose

Werden kryptorchide Hoden entfernt, bevor es zur Tumorbildung kommt, ist die Prognose sehr gut. Betroffene Hunde haben eine normale Lebenserwartung. Hat sich bereits ein Hodentumor gebildet, hängt die Prognose von der Art des Tumors und möglicher Metastasen ab.

 © AniCura Tierklinik Hollabrunn, März 2018 

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