Fälle des Monats Onkologie

Fall des Monats August 2018: Boxerrüde "Eyk" 

Ein erfreuliches Resultat bei einer seltenen Erkrankung
 

Anamnese

Eyk wurde uns am 23.2.2018 vorgestellt mit der Anamnese, dass er seit 1 Woche starkes Erbrechen, Inappetenz und PU/PD zeige. Er wurde symptomatisch mit Antiemetika, Magenschutz und Flüssigkeitstherapie vortherapiert. Dies führte aber zu keiner Besserung, so dass er uns zum Ultraschall zugewiesen wurde. Bei der klinischen Allgemeinuntersuchung präsentierte sich Eyk matt, dehydriert um etwa 7%, hatte eine kapilläre Füllungszeit von 2.5s und das Abdomen war gesamt vermehrt angespannt und nicht durchtastbar.

Untersuchungen

Die Ultraschalluntersuchung ergab eine generalisierte Hepatomegalie mit einer mässig, begrenzten hypoechoischen Masse von etwa 5.5cm im linken medialen Lappen. Ein zweiter Knoten von etwa 3.5cm lag am caudalen Rand des linken lateralen Lappens und es war eine minimale Menge freier Flüssigkeit zwischen den Leberlappen vorhanden. Ein portaler Lymphknoten war mittelgradig vergrössert, kugelig (2cm im Durchmesser) und hypoechoisch. Die Milz war in der Norm wie auch die anderen abdominalen Organe. Im Anschluss wurde in einer Sedation mit Butorphanol eine Feinnadelaspiration der Lebermassen durchgeführt.

Die Ausstriche der Lebermassen waren sehr zellreich und von guter Qualität. Es lag eine relativ homogene Population von grossen, lymphatischen Zellen vor. Diese hatten regelmässige, runde Kerne, die oft mehrere Nukleoli aufwiesen.

Das Thoraxröntgen ergab keine Auffälligkeiten. Das Blutbild ergab eine hochgradige Hypercalcämie (tCa 3.98mmol/L, iCa 2.2mmol/L), eine milde Erhöhung der ALT (187 U/L) und eine moderate Thormbozytopenie von 71000/µL.

 

Diagnose

Extranodales grosszelliges, hepatisches Lymphom mit sekundärer Hypercalcämie und Thrombopenie

Therapie und Nachkontrollen

Eyk erhielt bei der Erstvorstellung am AOI Vincristin als Bolus intravenös, Prednisolon wurde injiziert und ab dem Folgetag durch die Besitzer oral verabreicht wie auch Maropitant. Weiters erhielt er intravenös RingerLösung.

Bereits über das Wochenende zeigte Eyk eine deutlich klinische Besserung, erlangte wieder Appetit und hatte kein Erbrechen mehr. Bei Wiedervorstellung im Zuge der nächsten Chemotherapie eine Woche später war das Allgemeinbefinden für die Besitzer unauffällig und auch die klinische Allgemeinuntersuchung in der Norm. Die ionisierte Hypercalcämie und die Thrombopenie waren in Remission.

Für Eyk wurde ein 19wöchiges CHOP Protokoll empfohlen, welches er mit dem heutigen Tag (24.7.2018) abgeschlossen hat. Er erhielt insgesamt vier Therapiezyklen bestehend aus Vincristin, Cyclophosphamid und Doxorubicin und weiters Prednisolon oral für die ersten vier Wochen. Es kam das ganze Protokoll hindurch zu keinen Nebenwirkungen und Eyk fühlte sich ausgezeichnet.

Um das Ansprechen auf die Therapie zu erfassen, wurde in der Woche 4 die Ultraschalluntersuchung wiederholt und eine komplette Remission der Lebermassen bestätigt. Im Zuge der letzten Chemotherapie wurde erneut eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese war ohne Besonderheiten wie auch eine komplette Blutuntersuchung incl. Thrombozyten, Calcium und Leberenzyme.  

Zusammenfassung

Primäre hepatische Lymphome beim Hund sind sehr selten. Die grösste Serie in der Literatur beschreibt nur 18 Fälle mit einer medianen Überlebenszeit unter Chemotherapie von nur 63 Tagen. In dieser Fallserie hatten Hunde mit einer Album Serumkonzentration von unter 2.5g/dL eine deutlich schlechtere Prognose als solche mit normalen Werten (10 vs. 128 Tagen Überlebenszeit). In einer anderen Publikation von sechs Hunden mit extranodalem hepatischem Lymphom hatten alle deutliche Leberenzyminduktion (ALT und ALP 1.5-22 fache von normal) und nur ein Hund erreichte eine komplette Remission. Die durchschnittliche Überlebenszeit lag bei 28 Tagen.

Eyk’s Fall zeigt schön, dass speziell bei einer derartig seltenen Diagnose für das Einzelindividuum keine genaue Prognose gestellt werden kann. Nach nur wenigen Tagen nach Chemostart stellte sich eine deutliche klinische Besserung ein, so dass die Besitzer bestärkt waren die Therapie weiterzuführen. Mittlerweile ist Eyk fünf Monate nach Erstdiagnose in Vollremission und bereits ohne Chemotherapie. Ein Re-Staging mit Abdomenschall ist alle 2-3 Monate geplant.

Wir hoffen, dass er möglichst lange tumorfrei sein kann!!

     

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